Kommentar der Autorin: Die unten angegebene Verbindung führt zum russischen Medium “Sputnik”. Aber Olivia Kroth schrieb nie für “Sputnik” oder “Ria Novosti”. Sie war Autorin für “Die Stimme Russlands”, welche leider abgeschafft wurde. Mittlerweile wurden auch alle in der “Stimme Russlands” publizierten Artikel vernichtet. Das nenne ich die Selbstvernichtung der Kultur Russlands.
http://german.ruvr.ru/2014_08_11/Russland-intensiviert-Kooperation-mit-Nicaragua-2368/
Russland intensiviert Kooperation mit Nicaragua
von Olivia Kroth
Im Licht westlicher Sanktionen gegen die Russische Föderation gewinnt die russische Kooperation mit lateinamerikanischen Partnern an Bedeutung und Gewicht. Im Juli 2014 besuchte Präsident Wladimir Putin Zentral- und Südamerika, um über verstärkte Zusammenarbeit zu diskutieren und neue bilaterale Verträge zu unterzeichnen. Nach dem Besuch von Kuba flog die russische Delegation nach Nicaragua weiter, bevor sie die Reise nach Argentinien und Brasilien fortsetzte.
Nicaragua ist das grösste Land auf dem zentralamerikanischen Isthmus, zwischen dem Pazifik im Westen und der Karibik im Osten. Die Hauptstadt Managua, 1891 gegründet, begann als ländliches Fischerdorf. Heute leben hier fast eine Million Einwohner. Bei seinem Besuch in Managua begleiteten den russischen Präsidenten unter anderen sein Berater Juri Uschakow. Vor kurzem verkündete der Vorstand von Rosneft, dass die Gewinne sich in den vergangenen drei Monaten verfünffacht hätten. Nach dem Inkrafttreten westlicher Sanktionen gegen den russischen Ölgiganten stieg ironischerweise der Kurswert der Rosneft-Aktien an der Moskauer Börse um 3,6 Prozent. Die Sanktionen werden Rosneft nicht hart treffen, da die Firmenleitung plant, die Preise für Ölverkäufe nach Europa drastisch zu erhöhen (Le Figaro, 31.07.2014).
In Nicaragua wurden die Russen von einer Delegation empfangen, zu welcher Präsident Daniel Ortega und seine Frau Rosario Murillo gehörten, ausserdem sein Sohn Laureano Ortega, der als Abgesandter für Wirtschaftskooperation mit Russland fungiert. Weiterhin dabei waren Nicaraguas Stellvertretender Aussenminister Valdrak Jaentschek, Armeekommandeur Julio Cesar Avilas und der Vorstand von Nicaraguas Elektrizitätsgesellschaft Enatrel, Salvador Mansell.
Kooperation im Weltall
In den Kreml zurück gekehrt, unterzeichnete Präsident Putin am 23. Juli 2014 ein föderales Gesetz zur Ratifizierung der Vereinbarung über Zusammenarbeit im Weltall zwischen Russland und Nicaragua: «Die Vereinbarung dient der Schaffung eines legalen organisatorischen Rahmens zur Kooperation zwischen der Russischen Föderation und der Republik Nicaragua bei der Erforschung und Nutzung des Weltalls zu friedlichen Zwecken
(http://eng.news.kremlin.ru/acts/22735).
Dies bezieht sich auf GLONASS, Russlands globales Satelliten-Navigationssystem. Es wird in Nicaragua mit einem Netzwerk von Kontrollstationen installiert, wie der Nicaragua Dispatch berichtete. Andere Gebiete intensivierter Partnerschaft sind die Flugzeugkonstruktion, bio-pharmazeutische Industrie, Nuklearenergie, Gas, Öl und Wasserkraft.
Interozeanisches Kanalprojekt
Eines der spektakulärsten Projekte in Nicaragua ist Russlands Kooperation mit China bei dem geplanten interozeanischen Kanal. Er wird durch den Nicaragua-See führen, der auch Cocibolca-See heisst. Mit einer Fläche von 8.300 Quadratkilometern ist dies Zentralamerikas grösster Süsswassersee. Er fliesst über den San-Juan-Fluss in die Karibik. Gleichzeitig ist der Pazifik so nahe, dass man ihn von den Bergen der Insel Ometepe aus sehen kann. Sie ist eine der zahlreichen Inseln im Nicaragua-See.
Die Konstruktion des neuen Kanals soll Ende des Jahres 2014 beginnen. Russland wird den Kanal an beiden Küsten Nicaraguas patroullieren, auf der karibischen sowie der pazifischen Seite, um die Bauarbeiten zu sichern. Die Konzession für den Bau des Kanals wurde an die chinesische HKND vergeben, die Gesellschaft zur Entwicklung des Nicaragua-Kanals. HKND hat für 50 Jahre die Exklusivrechte zur Planung und Entwicklung sowie zum Bau und Betrieb des interozeanischen Kanals erhalten, mit einer Option zur Verlängerung für weitere 50 Jahre.
Siebzig Jahre diplomatische Beziehungen
Russland und Nicaragua feiern 2014 das 70jährige Jubiläum ihrer diplomatischen Beziehungen. Daniel Ortega bezeichnete Wladimir Putins Besuch als historisch: «Wir sind sehr froh, Sie in unserem Land zu sehen, das auch Ihr Land ist», sagte er zu dem russischen Präsidenten und lobte dessen «Kampf für den Frieden» (Nicaragua Dispatch, 12.07. 2014). Daniel Ortega pries Russlands Bemühungen um Frieden und versicherte, dass Nicaragua bereit sei, «sich an Russlands Initiative zur Erhaltung des Weltfriedens zu beteiligen. Konflikte sollten nicht durch Bomben, sondern durch vernünftigen Dialog gelöst werden. Das Allerwichtigste ist, dem Willen der Völker Gehör zu schenken».
Daniel Ortega und FSLN
Daniel Ortega wurde am 11. November 1945 in einer Familie der Arbeiterklasse geboren. In Kuba erhielt er eine Ausbildung im Guerillakampf und schloss Freundschaft mit Fidel Castro. In Nicaragua leitet er FSLN, die Nationale Sandinistische Befreiungsfront, führende Partei des Landes.
Als Daniel Ortega 2006 die Präsidentschaftswahl gewann, vertiefte er seine Bindungen zur Russischen Föderation. Nach seinem zweiten Wahlsieg im Jahr begann er, die Russische Föderation regelmässig zu besuchen und wurde zum Verbündeten der russischen Regierung.
Von 2007 bis 2014
Seit 2007 brachte jedes neue Jahr die russich-nicaraguanischen Beziehungen einen Schritt weiter. Im September 2008 erkannte die Regierung von Nicaragua die Unabhängigkeit der beiden kaukasischen Republiken Abchasien und Südossetien an. Es wurden diplomatische Beziehungen etabliert. Im Dezember 2008 besuchten russische Kriegsschiffe auf Einladung von Präsident Daniel Ortega Nicaragua. Die Russen brachten Computer und Generatoren für Nicaraguas Armee, Krankenhäuser und Polizei mit. Im selben Monat wurden bilaterale Verträge unterzeichnet: ein Memorandum der Landwirtschaftsministerien sowie eine Vereinbarung zwischen der russichen Raumfahrtbehörde Roskosmos und Nicaraguas Telekom- und Postinstitut.
Im April 2009 öffenete sich Nicaragua dem Tourismus aus der Russischen Föderation und schaffte die Visaverpflichtung für russische Touristen ab. Im April 2013 besuchte Russlands Generalstabschef Waleri Gerassimow Nicaragua, um über bilaterale militärische und technische Kooperation zu verhandeln. Nicaragua erhielt ein neues Zentrum für militärische Ausbildung, das mit russischer Hilfe errichtet wurde. Es trägt den Namen des legendären Helden aus dem Grossen Vaterländischen Krieg (1941-1945), Georgi Schukow. General Waleri Gerassimow eröffnete auch eine Anlage zur Verwertung alter Munition. Sie wurde unter russischer Leitung in der Nähe von Managua gebaut (Voice of Russia, 22.04.2013).
Russischer Generalstabschef Waleri Gerassimow:
Der doppelköpfige Adler, Russlands heraldisches Emblem, breitet seine Flügel aus und blickt in beide Richtungen, Osten und Westen. Er hat Zentralamerika fest im Blick. In dieser Region haben sich russischer Einfluss und russische Präsenz in den letzten Jahren stetig gesteigert.
Olivia Kroth: Die Journalistin und Autorin von vier Büchern lebt in Moskau.
Ihr Blog:
https://olivia2010kroth.wordpress.com