Russland und Kasachstan kooperieren in der Eurasischen Wirtschaftsunion und kaspischen Anrainergemeinschaft
von Olivia Kroth
Als Nachbarstaaten pflegen Russland und Kasachstan gute Beziehungen. Sie kooperieren sowohl in der Eurasischen Wirtschaftsunion als auch in der Gemeinschaft der fünf Anrainerstaates des Kaspischen Meers, die aus Aserbaidschan, dem Iran, Kasachstan, Russland und Turkmenistan gebildet wird. Die russisch-kasachische Kooperation liegt im Interesse beider Länder, denn Russland und Kasachstan teilen eine 7.000 Kilometer lange Grenze und wollen in ihrer Region den Frieden wahren. Vier Millionen Russen leben in Kasachstan. Mit knapp 17 Millionen Einwohnern nimmt diese Republik den 62. Rang in der Welt hinsichtlich ihrer Population ein. Kasachstan ist das neuntgrösste Land der Welt mit einem Territorium von 2.727.300 Quadratkilometern.
Militärische Kooperation
Auf dem Gipfeltreffen der «Kaspischen Fünf» in der südrussischen Stadt Astrachan Ende September wurde beschlossen, die Region rund um das Kaspische Meer von fremden Streitkräften freizuhalten. Der aussenpolitische Berater des russischen Präsidenten, Juri Uschakow, teilte mit, dass eine entsprechende Vereinbarung von den Vertretern der fünf kaspischen Anrainerstaaten unterzeichnet worden sei (DIE STIMME RUSSLANDS, 27.09.2014).
Für 2016 sind gemeinsame Rettungsmanöver geplant, an denen auch russische und kasachische Einheiten teilnehmen werden. Bis 2016 soll zudem das russiche Testgelände Saryschagan in Kasachstan ausgebaut werden, wo die russische Radarstation Neman-P getestet wird. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Major Dmitri Andrejew, informierte, dass die Radaranlage dazu verwendet werde, den Flugraum russischer Raketenabwehrsysteme zu überwachen (VOICE OF RUSSIA/SOUTH ASIA&PACIFIC, 26.08.2014). Das Testgelände befindet sich nordwestlich des Balchaschsees in der sogenannten Hungersteppe. Das Raketentestgelände mit Verwaltungszentrum in Priosjorsk ist seit 1958 in Betrieb. Auf dem Gelände befindet sich auch das Lasertestzentrum Terra-3.
Testgelände Saryschagan in Kasachstan:
Am 18. September dieses Jahres hatte Präsident Wladimir Putin dem russischen Parlament die «Vereinbarung zwischen der Russischen Föderation und der Republik Kasachstan über militärisch-technische Kooperation» zur Ratifizierung übermittelt. Sie war bereits am 24.12.2013 in Moskau unterzeichnet worden.
http://eng.kremlin.ru/acts/22973
Reichtum an Bodenschätzen
Russland und Kasachstan sind reich an Bodenschätzen. Die Lagerstätten von Erdöl und Naturgas am Kaspischen Meer sind gross, machen jedoch nur einen Bruchteil des Gesamtvorrats beider Staaten aus. Sie könnten begehrliche Blicke fremder Nationen anziehen. Die kasachischen Erdölvorkommen werden auf 6,1 Milliarden Tonnen geschätzt. Das Land zählt gemeinsam mit der Russischen Föderation zu den grössten Erdölproduzenten des Globus. Kasachstans Reserven an Naturgas sind die elftgrössten weltweit.
Weiterhin verfügt Kasachstan über die zweitgrössten Reserven der Welt an Blei, Chrom, Uran und Zink, ausserdem die drittgrössten Reserven an Mangan und die fünftgrössten an Kupfer. Kasachstan gehört zu den zehn Ländern, die am meisten Eisen, Gold und Kohle besitzen. Auch Diamanten und Phosphor werden gefunden. So hat die Republik Kasachstan allen Grund, gemeinsam mit den Streitkräften der Russischen Föderation ihre Reichtümer an Bodenschätzen militärisch zu schützen.
Russisch-Kasachisches Kooperationsforum
Am 30. September dieses Jahres besuchte der russische Präsident die kasachische Stadt Atyrau, ein Zentrum der Erdölproduktion an der Küste des Kaspischen Meers. Dort sprach er mit seinem kasachischen Amtskollegen Nursultan Nasarbajew auf dem elften Russisch-Kasachischen Kooperationsforum über das Thema «Innovation in der Sphäre von Erdöl und Naturgas». Während des Forums wurden auch Angelegenheiten der Eurasischen Wirtschaftsunion diskutiert, die am 1. Januar 2015 offiziell in Kraft tritt. Ausser Russland und Kasachstan gehört Weissrussland ebenfalls dazu. Im neuen Jahr werden Armenien und Kirgisien beitreten (VOICE OF RUSSIA / SOUTH ASIA & PACIFIC, 24.09.2014).
In Atyrau wurde der Entwurf eines russisch-kasachischen Abkommens über den Bau eines Atomkraftwerks in Kasachstan unterzeichnet. Die Unterschriften leisteten der Chef des russischen Atomkonzerns, Sergej Kirijenko, und Kasachstans Energieminister Wladimir Schkolnik. Das Projekt sieht den Einsatz von Druckwasserreaktoren des Typs WWER mit einer installierten Leistung zwischen 300 und 1.200 Megawatt vor (DIE STIMME RUSSLANDS, 30.09.2014).
Russlands Präsident Wladimir Putin und Kasachstans Präsident Nursultan Nasarbajew:
Wladimir Putin und Nursultan Nasarbajew nahmen sich Zeit, um in Atyrau eine Ausstellung über innovative Technologien zur Gas- und Ölförderung zu besichtigen. Sie eröffneten auch ein gemeinsames Projekt namens «Eurasia» zur Förderung von Erdöl und Naturgas.
http://eng.kremlin.ru/news/23022
Insgesamt ist zu bemerken, dass sich in der Eurasischen Wirtschaftsunion und dem Raum Russland-Kasachstan viel bewegt. Diese aufstrebende Region ist nicht nur reich an natürlichen Ressourcen, sondern wird sich künftig auch durch technologische Innovationen einen Namen machen.
Gemeinsamer Besuch der Ausstellung über innovative Technologien zur Gas- und Ölförderung in Atyrau/Kasachstan:
Nursultan Nasarbajew und Wladimir Putin
Nursultan Nasarbajew und Wladimir Putin sind seit langer Zeit nicht nur Kollegen, sondern auch miteinander befreundet. Nursultan Nasarbajew wurde am 6. Juli 1940 in Almaty geboren. 1962 trat er der Kommunistischen Partei bei und wurde Kasachstans erster Präsident, als das Land 1991 seine Unabhängigkeit erklärte. 2011 wurde er wieder gewählt. Er erhielt 95 Prozent aller abgegebenen Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 90 Prozent. Nursultan Nasarbajew wurde 2012 mit dem nationalen Titel «Mann des Jahres» ausgezeichnet. Diese Auszeichung erhielten auch der russische Präsident Wladimir Putin und der weissrussische Präsident Alexander Lukaschenko.
Der kasachische Präsident ist 74 Jahre jung. Fotos und Videos zeigen ihn als agilen, attraktiven, selbstsicheren Mann, der seinen Wert kennt und auf seine Verdienste stolz ist. In Asien achten die Menschen auf solche Qualitäten wie Reife und Weisheit bei politischen Führungspersönlichkeiten. Nursultan Nasarbajew besitzt beides. Er ist gereift und hat genau die richtige Menge an Wissen erworben, um seine aufstrebende Nation zu leiten. Er könnte Wladimir Putin (62) als Vorbild dienen, 2018 bei der nächsten Präsidentenwahl der Russischen Föderation nochmals zu kandidieren. Darüber wären 80 Prozent der russischen Bevölkerung erfreut, wie kürzlich durchgeführte Umfragen ergaben.
Olivia Kroth: Die Journalistin und Autorin von vier Büchern lebt in Moskau.
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