Olivia Kroth: Erinnerung an die sowjetische Schauspielerin Ljubow Orlowa

Erinnerung an die sowjetische Schauspielerin Ljubow Orlowa

von Olivia Kroth

Die Filmschauspielerin starb vor 40 Jahren, am 26. Januar 1975, in Moskau. Sie wurde in der Sowjetunion als Sängerin und Tänzerin in musikalischen Komödien berühmt. Ljubow Orlowa erhielt zu Lebzeiten zahlreiche Ehrungen und Preise, unter anderem den Lenin- und Stalinpreis. 

Ljubow Petrowna Orlowa wurde am 11. Februar 1902 in einer Adelsfamilie in Swenigorod geboren. Sie wuchs In Jaroslawl an der Wolga auf und studierte am Moskauer Konservatorium sowie an der Moskauer Balletthochschule. Von 1926 bis 1933 arbeitete sie am Moskauer Künstlertheater. 1934 trat sie erstmals in einem Film auf. In der Verfilmung von Fjodor Dostojewskis Novelle «Petersburger Nacht» spielte sie die Rolle der Gruschenka. Bekannt wurde sie jedoch durch die folgenden Musikkomödien, welche sie unter der Regie ihres Ehemanns Grigori Alexandrow drehte.

Grigori Wassiljewitsch Alexandrow (1903-1983) arbeitete als Regieassistent bei dem berühmten Stummfilmregisseur Eisenstein, bevor er sich als Regisseur von Musikkomödien Anfang 1930 selbstständig machte. Er drehte drei Filme, die in der Sowjetunion sofort bekannt und beliebt wurden: «Lustige Burschen» (1934), «Zirkus» (1936) und «Wolga-Wolga» (1938). In allen drei Filmen spielte Ljubow Orlowa die weibliche Hauptrolle.

Für den Film «Lustige Burschen» erhielt Ljubow Orlowa die Auszeichung «Verdiente Künstlerin der RSFSR». In dieser Musikkomödie spielte sie eine Sängerin in Moskau, die sich in einen musikalisch begabten Hirten von der Krim verliebt, der nach Moskau gekommen ist, um eine Gesangskarriere zu beginnen. Gemeinsam treten sie zum Schluss im Bolschoi-Theater auf. Die Musik zu diesem Film wurde von Isaak Ossipowitsch Dunajewski (1900-1955) komponiert, der durch Unterhaltungsmusik in den 1930er und 1940er Jahren in der Sowjetunion populär.

In dem Film «Zirkus», 1936 gedreht, spielte Ljubow Orlowa eine Zirkusartistin in der UDSSR. Sie erhielt in dieser Musikkomödie erneut Gelegenheit, ihre Gesangskunst zu demonstrieren. Auch diesmal komponierte Isaak Dunajewski die Filmmusik. Einge der Lieder aus diesem Film wurden zu populären Schlagern in der Sowjetunion, insbesondere das «Lied vom Mutterland».

Mein Mutterland ist weit / Mit vielen Wäldern, Feldern und Flüssen. / Ich kenne kein anderes Land, / In dem es sich so frei atmen lässt. / Von Moskau bis an die Grenzen, / Von den Bergen im Süden bis zum Nordmeer / Steht ein Mann als Regierender / Über dem grossen Mutterland. / Das ganze Leben ist frei und weit, / So wie die Wolga fliesst. / Alle Strassen stehen der Jugend offen, / Während die Alten stets geehrt werden … 

Volga-Volga – Drawnground

Die Handlung des 1938 gedrehten Films «Wolga-Wolga» findet auf einem Wolgadampfer statt. Eine Gruppe von Musikern ist per Schiff nach Moskau unterwegs zu einem Musikwettbewerb. Laut Ljubow Orlowa schlug Charlie Chaplin den Filmtitel vor. Diese Musikkomödie wurde zu Josef Stalins Lieblingsfilm. Für ihre Leistung in der Hauptrolle erhielt Ljubow Orlowa 1941 den Stalinpreis. 2010 wurde im 1. Kanal des russischen Fernsehens eine Farbversion des ursprünglichen Schwarz-Weiss-Films gezeigt.

Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere spielte Ljubow Orlowa jedes Jahr in einem Film: «Der Fehler des Ingenieurs Kotschin» (1939), «Der helle Weg» (1940), «Das Werk der Artemonows» (1941). Dieser Film basierte auf einem Roman des sowjetischen Schriftstellers Maxim Gorki von 1925. Es folgten die Filme «Eine Familie» (1943), «Frühling» (1947) und «Begegnung an der Elbe» (1949).

Ljubow Orlowa im Kriegsjahr 1943:

Ihre letzten Filme waren «Melodie des Lebens» (1950), «Lied der Heimat» (1952) und «Russisches Souvenir» (1960). «Melodie des Lebens» ist eine Biografie des Komponisten Modest Petrowitsch Mussorgski (1839-1881), «Lied der Heimat» eine Biografie des Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka (1804-1857). In diesem Film spielte Ljubow Orlowa die Rolle der Ljudmilla Iwanowna Glinka. 1953 gewann der Film den Goldenen Leoparden des Internationalen Filmfestivals in Locarno, Italien. Ljubow Orlowa wurde für ihr Lebenswerk in der Sowjetunion zweimal mit dem Orden des Roten Banners der Arbeit ausgezeichnet.

Vor vierzig Jahren, am 26. Januar 1975, starb die Schauspielerin an einem Krebsleiden. Sie liegt auf dem Friedhof Nowodewitschi in Moskau begraben. Ihr Ehemann Grigori Alexandrow verfilmte 1983 das Leben seiner berühmten Ehefrau in der Hommage «Ljubow Orlowa». Die sowjetische Astronomin Ljudmilla Schuralowa entdeckte 1972 auf dem Krim-Observatorium in Nautschni einen Kleinplaneten des Asteroidengürtels, welcher der früh verstorbenen Künstlerin zu Ehren 3108 Ljubow getauft wurde. Auch ein sowjetisches Passagierschief von 1976 trägt ihren Namen.

Olivia Kroth: Die Journalistin und Autorin von vier Büchern lebt in Moskau.

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